Wolfgang Gurlitt (1888 – 1965) - Kunsthändler

Wolfgang Gurlitt im Jahr 1908 in Rom, im Alter von 20 Jahren. Quelle: Privatarchiv. © Alexandra Cedrino
Mein Großvater, Wolfgang Gurlitt, war vieles: ein glamouröser Kunsthändler, ein leidenschaftlicher Sammler und ein maßlos Liebender, der immer besitzen wollte, was seine Leidenschaft entfachte. Eines war er jedoch nicht: einfach. Mit Hilfe von Briefen und umfangreichen Recherchen begab ich mich auf die Suche nach ihm und begann eine Reise, die mich tief in die deutsche (Kunst-)Geschichte führte.
Wolfgang Ludwig Heinrich Carl Gurlitt wurde am 15. Februar 1888 in Berlin geboren und starb am 26. März 1965 in München. Als Sohn eines früh verstorbenen Kunsthändlers trat auch er in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Kunsthändler, Sammler, Verleger und Galerist. Obwohl er vom NS-Kunstraub profitierte, war er nicht in dem Maße involviert wie sein Cousin Hildebrand Gurlitt. Wolfgang war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten und unterstützte viele seiner in Bedrängnis geratenen Freunde. Er war ein begnadeter Netzwerker in einer dunklen Zeit.
Es gibt viele Geschichten über ihn. Einige sind wahr, andere nicht. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Einige dieser Geschichten haben mich zu meinen eigenen Büchern inspiriert.
Wolfgang Gurlitt war eine komplexe Persönlichkeit mit vielen Schattierungen von Schwarz und Weiß. Gerade das macht ihn so faszinierend.
Eine Entdeckungsreise durch Berlin
Alice hatte sich die Villa in der Potsdamer Straße größer und prächtiger vorgestellt. Vielleicht lag es am Regen, der alles - die Häuser, die Straße, die Bäume, selbst das Licht - wie einen feinen Film überzog und kraftlos erscheinen ließ. (aus: Die Galerie am Potsdamer Platz)
Ähnlich wie meiner Hauptfigur Alice in Die Galerie am Potsdamer Platz erging es mir, als ich mich vor einigen Jahren auf die Suche nach den Orten machte, die mit meinem Großvater Wolfgang Gurlitt verbunden sind.
In alten Briefen fand ich Adressen wie Potsdamerstraße 113, Matthäikirchplatz 7 und Matthäikirchstraße 27, Kurfürstenstraße 78. Mit Hilfe eines historischen Stadtplans und Internetrecherchen, die Fotos der Villen in der Potsdamerstraße zeigten, begab ich mich auf Spurensuche.
Da diese Adressen im Teil Berlins liegen, der im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, hatte ich keine großen Erwartungen. Dennoch wollte ich es versuchen.
An einem nasskalten Apriltag packte ich meine Unterlagen zusammen und fuhr mit der U-Bahn zur Kurfürstenstraße. Trotz meiner geringen Erwartungen wollte ich diese Suche nicht aufgeben.
Als ich schließlich vor den Häusern der Kurfürstenstraße und der weiten Leere des Matthäikirchplatzes stand, wurden meine Befürchtungen bestätigt. Trotz aller Bemühungen konnte ich die Geister der Vergangenheit nicht heraufbeschwören. Der kalte Nieselregen verstärkte meine Frustration, und ich begann, an meiner Suche zu zweifeln.
Frustriert ging ich zur letzten Station meiner Tour, der Potsdamerstraße. Obwohl ich wusste, dass dort heute das ehemalige Tagesspiegel-Gebäude steht und die Straße größtenteils mit Nachkriegsarchitektur überzogen ist, wollte ich einen letzten Versuch wagen.
Niedergeschlagen und durchgefroren trottete ich die Potsdamer Straße entlang und betrachtete meine Entdeckungsreise als gescheitert. Als ich jedoch die Hofeinfahrt des ehemaligen Tagesspiegel-Gebäudes erreichte, zögerte ich. Sollte ich einen Blick in den Hinterhof werfen? Schließlich entschied ich mich dazu und erlebte eine Offenbarung.
Vor mir standen zwei Villen, die Überreste eines Ensembles von ehemals sechs Gebäuden. Sie wirkten verloren, aus der Zeit gefallen und dennoch geschützt vor den umgebenden Neubauten. Fassungslos starrte ich auf die von Abgasen und der Geschichte gezeichneten Gebäude. Ich hatte meinen Großvater gefunden.
Begleiten Sie mich auf meiner Reise
In den nächsten Blogbeiträgen werde ich tiefer in die Geschichte von Wolfgang Gurlitt und meiner Familie eintauchen und dabei auch auf Details eingehen, die ich in meiner Trilogie *Die Galerie am Potsdamer Platz* verarbeitet habe. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich auf diesen Ausflügen begleiten würden.
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